Lichtzieher – Langzeitbelichtung bei Nacht

Lichtzieher Fotografie

Wie funktioniert das mit den Lichtziehern von Autos oder Straßenbahnen? Welche Position wäre ratsam? Was braucht man dafür und welche Einstellungen sind sinnvoll? Alles Fragen, auf die ich in diesem Beitrag für Dich eingehen werde, um Dir ein wenig das Leben in der Nacht zu erleichtern.

Wie entstehen Lichtzieher?

Sie entstehen durch sich bewegende Objekte die eine eigene Lichtquelle haben. Es ist hierbei egal, um was es sich dabei handelt. Ob nun Fahrräder, Autos, Straßenbahnen, Züge, Schiffe oder sogar Flugzeuge. Die Größe und Intensität der Lichtquelle bestimmen dabei die Stärke, wobei die Länge der Lichtzieher durch die verwendete Verschlusszeit der Kamera definiert wird.

Prinzipiell sei gesagt: Alles was sich mit eigener Lichtquelle bei längerer Verschlusszeit vor der Kamera bewegt, wird vom Sensor als Lichtzieher abgebildet.

 

Welches Objektiv sollte man benutzen?

Jedes Objektiv ist dafür geeignet, wobei natürlich ein Weitwinkel empfehlenswert wäre. Warum ein Weitwinkel fragst Du Dich bestimmt? Du möchtest sicherlich die ganze Straßenbreite mit allen möglichen Abbiegungen auf Deinem Bild haben und nicht nur eine Spur oder? Durch den größeren Bildwinkel eines Weitwinkelobjektivs beginnen die Linien der Lichtzieher groß und werden mit zunehmender Entfernung kleiner. Damit geben sie dem Bild mehr Tiefe. Du kannst selbst mit Deinem Kit-Objektiv solche Bilder machen und benötigst kein unheimlich teures Weitwinkelobjektiv! Stell einfach Dein Objektiv auf die niedrigste Brennweite. Bei den meisten Kit-Objektiven sind das 18mm.

Die Einstellungen

Der Manuelle Modus der Kamera ist bei dieser Art der Fotografie nicht zu umgehen. Sämtliche Einstellungen müssen von Dir selbst gewählt werden. Also Einstellungsrad auf M! Schalte bitte vorher deinen Bildstabilisator aus, denn dieser versucht sonst immer einzugreifen und führt mit unter dazu, dass das Bild verwackelt, obwohl die Kamera auf einem Stativ steht. Deinen ISO-Wert kannst du beruhigt bei der 100 stehen lassen.

Bei schnellen Bewegungen, wie zum Beispiel einem rennenden Hund, möchtest Du ja in der Regel diese Bewegung so gut es geht einfrieren, dies erreichst Du durch eine schnelle Verschlusszeit 1/1000 oder kürzer. Wenn Du nun aber Lichtzieher einfangen möchtest, so ist eine wesentlich längere Verschlusszeit von Nöten! Wir sprechen hier von 1 bis 30 Sekunden oder länger. Möchtest Du noch länger belichten so wird dann die BULB-Funktion der Kamera notwendig.

Kleiner Tipp: Nutze Dein Handy mit der Stoppuhr, um die Dauer zu erfassen, die ein Auto bis zum Ende der Straße braucht. So hast Du schon mal einen guten Anhaltspunkt wie lange Deine Verschlusszeit sein sollte um die ganze Straße mit Lichtziehern zu füllen.

Kommen wir zur Blende. Die Blende ist dafür da um die Schärfentiefe festzulegen und sollte bei der Lichtzieherfotografie auf keinen Fall nur f3.5 haben. Du möchtest ja schließlich nicht nur die ersten 3 Pfosten und die daneben fahrenden Autos scharf haben oder? Eine Blende von f8 oder höher sollte hier Deine Wahl sein.

Der Fokus sollte manuell eingestellt werden, da sonst die Kamera bei jedem Bild versucht neu zu fokussieren und dies unter Umständen dazu führt, dass der Fokus bei dem ein oder anderem Bild daneben liegt.

Den Weißabgleich legst Du am besten auf Kunstlicht fest! Sofern Du in RAW fotografierst wäre das egal, denn dann kannst Du das ganze nachträglich in der Bearbeitung machen. Ich würde Dir dennoch empfehlen es vor Ort auf Kunstlicht zu stellen, dann siehst Du auf dem Display der Kamera schon das Ergebnis und nicht erst am PC zu Hause. Fotografierst Du in JPEG dann musst Du diese Einstellung schon im Vorfeld festlegen.

Ausrüstung

Das wichtigste bei der Lichtzieherfotografie ist das Stativ, dieses ist unabdingbar wenn es darum geht die Kamera lange still an einer Position zu belassen, um alle Lichtspuren als Linien und nicht als zuckende Blitze darzustellen. Du kannst ja einmal den Selbstversuch machen Dein Stativ während der Belichtungszeit mehrfach anzurempeln oder daneben auf und ab zu springen, dann wirst Du sehen welches Resultat dabei herauskommt. Das gleiche Prinzip gilt auch dann, wenn Du Dich auf einer befahrbaren Brücke befindest und neben Dir vielleicht LKW´s oder Straßenbahnen ihre Wege ziehen. Um jegliche Erschütterung zu vermeiden ist auch ein Kabel- oder Funkauslöser keine verkehrte Anschaffung. Man kann dies natürlich auch mit dem Selbstauslöser der Kamera umgehen. Diese kleine Investition macht sich aber langfristig mehr als bezahlt! Ein Infrarot-Funkauslöser kostet nun wahrlich nicht viel. Der Wind kommt auch als Faktor ins Spiel und es sollten möglichst stürmische Nächte für diese Art der Fotografie gemieden werden. Suche dir hier am besten relativ windstille Nächte und Orte aus. Möchtest Du nun noch das i-Tüpfelchen der Verwacklungsfreiheit, dann kannst Du auch noch die Spiegelvorauslösung der Kamera aktivieren, um wirklich alle Faktoren zu minimieren.

Kleiner Tipp: Nimm Dir eine Taschenlampe mit, um an abgelegenen Orten ohne Straßenbeleuchtung gute Sicht zu behalten.

Die richtige Uhr- und Jahreszeit

Wann machen die meisten das Licht an? Richtig…wenn es dunkel wird! Die Blaue Stunde oder die Nacht ist hierbei unser Freund, um Lichtspuren aller Art einzufangen. Ob nun abends oder morgens…Hauptsache es herrscht Verkehr auf den Straßen um die Lichter auf den Sensor zu bannen. Da im Sommer zu der Uhrzeit wo es dunkel ist nur wenige Fahrzeuge unterwegs sind, bietet sich diese Jahreszeit nicht sehr besonders dafür an. Zu empfehlen sind hierbei alle anderen Jahreszeiten. Die “dunkelsten” Monate sind Dezember, Januar und der Februar, wobei diese natürlich auch am kältesten sind. Es bleibt Deine Entscheidung. 😉

 

Die optimale Position

Das wichtigste neben allen vorangegangenen Faktoren ist die richtige Position für die Aufnahmen die Du machen möchtest. Am geeignetsten sind aus meiner Erfahrung heraus Brücken, Berge oder Aussichtspunkte unter denen sich genügend Straßen oder Schienen entlangschlängeln. Der heimische Balkon tut es natürlich auch. Du kannst auch direkt vom Bürgersteig aus Bilder dieser Art machen. Kurvige Straßen- oder Schienenführungen verleihen den Bilder dabei das gewisse Extra. Straßenlampen können manchmal als störend empfunden oder aber als Stilmittel eingesetzt werden.

Ideale Orte sind: Autobahnen, mehrspurige Bundesstraßen, viel befahrene Plätze, wie große Kreisverkehre, Bahnhöfe oder Orte an denen viele verschiedene Fahrzeugtypen aufeinandertreffen

Sicherheit

Die Sicherheit des jeden einzelnen sollte nie außer Acht gelassen werden nur um “ein Bild” zu machen! Achte im Straßenverkehr immer auf herannahende Fahrzeuge und stell Dich bitte nicht auf Fahrbahnen oder Straßenbahnschienen. Nicht nur Deine Sicherheit wird gefährdet, sondern auch die der anderen Verkehrsteilnehmer. Da ich möchte, dass dies nicht der letzte Blogbeitrag für Dich sein wird den Du liest, sei bitte vorsichtig!

 

 

Zusammenfassung:
  • Blaue Stunde oder Nacht abwarten
  • Möglichst windruhige und höher gelegene Orte aufsuchen
  • Stativ verwenden und Bildstabilisator ausschalten
  • Selbstauslöser, Kabel- oder Funkauslöser benutzen
  • Manuellen Modus der Kamera wählen
  • Blende f8 – f13 (Du kannst sie allerdings noch weiter schließen je nachdem wie weit Du es scharf haben möchtest)
  • Verschlusszeit auf 5-30Sek oder länger (BULB) einstellen (länger = mehr Lichtzieher)
  • ISO 100-200
  • Weißabgleich auf Kunstlicht festlegen sofern Du in JPEG fotografierst (bei RAW kannst Du dies nachträglich machen)
  • Auf lichtziehende Fahrzeuge warten
  • Auslöser drücken und sich am Bild erfreuen! 😉

Hat Dir dieser Beitrag geholfen oder hast du Fragen zum Thema? Wenn ja, dann lass es mich doch bitte wissen und hinterlasse mir doch gerne einen Kommentar!

Dich interessiert mit welcher Ausrüstung ich fotografiere? Dann folge diesem Link!

Viel Spaß und Erfolg beim Lichtzieher fotografieren!

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